Pumpspeicher in Molln

Die Reaktionen auf die entsprechende Zeitungsmeldung waren verhalten, was vermutlich unterschiedliche Gründe hat. Zum einen wusste man zu diesem Zeitpunkt noch relativ wenig über das tatsächliche Ausmaß dieses Projekts. Zum anderen haben wahrscheinlich viele geglaubt, da geht es um ein Wasserkraftwerk, und Wasserkraftwerke sind ein wichtiger Beitrag im Kampf gegen den Klimawandel. So hört man es zumindest rundum von der E-Wirtschaft.
 
Doch wie so oft im Leben, so einfach ist die Sache nicht. Erstens ist ein Pumpspeicher kein Kraftwerk, sondern wie der Name schon sagt eine Möglichkeit, Strom zu speichern. Es ist aber nicht die einzige Möglichkeit. Und zweitens stellt sich die Frage, ob man so ein Ding aus energiewirtschaftlicher Sicht überhaupt braucht. Darauf gibt eine von Landesrat Anschober in Auftrag gegebene Studie eine Antwort: in Oberösterreich brauchen wir höchstens eine derartige Speichermöglichkeit. Geplant sind derzeit aber allein in Oberösterreich vier Anlagen.
 
Wie sich mittlerweilen herausstellt, ist dieser Pumpspeicher ja nicht gerade eine Kleinigkeit. Immerhin reden wir da von 5 Röhren mit einem Durchmesser von je 16 m und einer Länge von je 1,5 Kilometer die hier in den Gaisberg im Anschluss an den Abbau Pfaffenboden hineingetrieben werden. Zum Vergleich: der Tunnel in Grünburg hat innen eine lichte Weite von rund 10m und eine Länge von etwa 1,1 Kilometer. Und unten am Betriebsgebiet entsteht ein betonierter Speicherteich von ca, 11 ha, also gut 15 Fussballfelder groß.
 
Die Funktionsweise eines Pumpspeichers ist rasch erklärt: man braucht ein Staubecken irgendwo höher oben, zum Beispiel auf dem Gaisberg. Und man braucht genügend Wasser, das zu diesem Becken hinaufgepumpt wird. Das bekommt man entweder von einem Gewässer, oder von einem zweiten Speicherbecken, das in diesem Fall am Fuß des Berges liegt. Das wäre in Molln der Fall. Gibt es zuviel Strom am Markt, dann pumpt man das Wasser hinauf, gibt es zuwenig Strom, dann lässt man das Wasser wieder herunter und erzeugt Strom. Was vor allem wirtschaftlich interessant ist, denn man erzeugt diesen Strom natürlich dann wenn er dringend gebraucht wird, und dann kann man ihn auch entsprechend teuer verkaufen. Im Gegensatz zu dem Strom den man braucht, um das Wasser wieder hinauf auf den Berg zu pumpen. Den bezieht man dann wenn es einen Überschuss gibt, und der Strompreis daher im Keller liegt. Sehr günstig ist in der Regel Atomstrom zu bekommen – und das hat sogar noch einen Vorteil: man kauft billigen Atomstrom ein, und heraus kommt wertvoller Strom aus Wasserkraft. Zwar um rund ein Viertel weniger als man zum Pumpen verbraucht, aber dieser Strom ist jetzt praktisch „reingewaschen“.
 
Ein Pumpspeicher ist also auf alle Fälle einmal ein gutes Geschäft, für den Betreiber. Für Umwelt, Natur und ortsansässige Bevölkerung sieht die Sache nicht ganz so rosig aus. Dass ein derartiger Eingriff in den Berg Auswirkungen etwa auf den Wasserhaushalt hat, liegt auf der Hand. Sie werden halt aufgrund unserer Rechtslage toleriert. Für uns Mollner wird es jedenfalls lauter – durch die Sprengungen, durch den auch von der Firma Bernegger eingeräumten zunehmenden Verkehr. Das anfallende Material muss ja verfrachtet werden. Und es bleiben eine Reihe offener Fragen: Was passiert wenn eine Quelle versiegt? Was ist bei einem Erdbeben?
 
Die Bürgerinitiative Molln hat sich daher mit Landesrat Anschober in Verbindung gesetzt und um eine möglichst umfassende Sichtweise der Dinge in Sachen Pumpspeicher gebeten.. Im Gemeinderat haben wir Gespräche mit der Firma Bernegger eingefordert, um offene Fragen zu klären und Nachteile für die Mollner Bevölkerung möglichst gering zu halten. Was wir dabei erreichen können, wird sich zeigen. Es liegt nicht in der Kompetenz der Gemeinde ja oder nein zu einem derartigen Projekt zu sagen. Wir sehen es aber als unsere Verantwortung an, im Rahmen der Gemeindepolitik den Sinn eines Pumpspeichers zu hinterfragen und auf die mit einem derartigen Projekt verbundenen Risiken hinzuweisen. Geht es der Wirtschaft gut, heißt das noch lange nicht dass es uns in Molln gut geht. Uns sind die Menschen, die Umwelt und die Natur wichtig!
 
Bernhard Schön



« Zurück